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Alles ausser agil: Enttarnt - das jährliche Mitarbeiter-Nicht-Gespräch
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Das Mitarbeitergespräch: Fühlt sich nicht an wie ein Gespräch. Ist auch keines.
Wieso eigentlich sind die jährlichen Mitarbeitergespräche so unangenehm? Weder Führungskräfte noch Mitarbeiter mögen sie. Dabei kann es doch nur gut sein, miteinander zu reden oder nicht?
HR-Experte Armin Trost ist der Frage nachgegangen. Mitarbeitergespräche, sagt er, haben ihren Ursprung in einer streng hierarchischen Arbeitswelt. Ein hierarchisch organisiertes Unternehmen strebt nach Stabilität. Es verfolg langfristige Ziele und baut um diese Ziele herum arbeitsteilige Strukturen auf. Dabei verteilt es Verantwortung, Weisungs- und Entscheidungsbefugnisse. Die Unternehmensspitze definiert die Ziele und trifft Entscheidungen, die anschließend von oben nach unten heruntergebrochen werden. Ein guter Mitarbeiter ist in diesem System einer, der gut funktioniert. Häufig wird der Vergleich mit einer gut geölten Maschine herangezogen. Für ein möglichst störungsfreies Funktionieren sorgt ein System aus Anreizen, Anweisungen, Kontrolle und Sanktionen.
Mitarbeitergespräche – tatsächlich ein Management-Tool
Das klassische Mitarbeitergespräch ist Teil dieser Maschinerie: Zum festen Programm gehört der Blick in die Vergangenheit und die Beurteilung dessen, was im Sinne der Unternehmensziele gut oder schlecht gelaufen ist. Zugleich werden Erwartungen für die Zukunft ausgesprochen und der Mitarbeiter bekommt eventuell eine Weiterbildung, wenn dies für das Unternehmen und seine Ziele opportun erscheint.
So zumindest ist die Idee. Doch auch in einem hierarchischen Unternehmen funktioniert sie nur bedingt. Wie vertrauensvoll und offen kann eigentlich ein Beurteilungsgespräch sein? Die Beteiligten empfinden die Situation als widersprüchlich und sie haben Recht: Das Mitarbeitergespräch ist kein Gespräch sondern ein Managementtool.
Der Vergleich mit des Kaisers neuen Kleidern drängt sich auf. Verantwortliche halten an der Fiktion des offenen Gesprächs fest. Tatsächlich aber geht der Mitarbeiter mit dem Bewusstsein in das Gespräch, dass seine Leistung beurteilt und über seine Zukunft entschieden wird. Unter Umständen muss er sogar um seinen Verbleib im Unternehmen bangen.
Gesucht: Alternativen für die agile Welt
Jährliche Mitarbeitergespräche sind schon lange unter Beschuss und werden in Zukunft noch weniger gut funktionieren als heute. In einer Welt, die von Komplexität, Wandel, Dynamik und Unsicherheit geprägt ist, müssen Führungskräfte und Mitarbeiter tatsächlich offen und vertrauensvoll miteinander reden können. Das althergebrachte System lässt sich mit der neuen Agilität nicht vereinbaren.
Gesucht sind Alternativen, denn bestimmte Aufgaben, die das Mitarbeitergespräch erfüllen soll, sind ja mehr als legitim. Eine Auswahl:
- Für die Beurteilung und Belohnung guter Leistungen können Unternehmen Bewertungen von Kollegen und Kunden heranziehen.
- Leistungsschwächen sollten Führungskräfte am besten sofort und situationsbezogen ansprechen.
- Mitarbeiter sind selbst aufgefordert, ihr Talent ins Spiel zu bringen. Sie können außerdem von Kollegen für Aufgaben nominiert werden.
- Anstelle von individuellen Leistungen können auch Teamleistungen diskutiert werden.
- Die Personalentwicklung vollzieht sich laufend nach Bedarf und Situation.
Quelle: Armin Trost, Ausgeredet! managerSeminare Heft 2011 Oktober 2015. Seiten 28 bis 33