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Auf Dauer leistungsfähig und bei guter Stimmung
CHANGE 4 SUCCESS | Change Management Training Coaching Mediation
Als anspruchsvolle Führungskraft haben Sie sich Ihre Werte bewusst gemacht und kennen Ihr Ideal von Führung. Längst wissen Sie, wie wichtig es ist, jedem Ihrer Mitarbeiter Aufmerksamkeit zu schenken. Morgens ausgeschlafen und gut gelaunt ins Büro zu kommen, ist Ihnen selbstverständlich.
Und dann beginnt der Alltag mit all seinen kleinen, unangenehmen Geschichten. Für sich genommen ist keine von ihnen bedeutsam – aber in der Summe zehren sie an der Kraft. Langsam schwindet der gute Wille und die Begeisterung. Unmerklich zu Beginn, dann mehr und mehr. Ermüdung und Enttäuschung machen sich breit ….
Doch halt!
Aus der Psychologie und den Neurowissenschaften wissen wir inzwischen sehr gut, wie sich die schleichende Erosion der Energie und Motivation in ihre Schranken weisen lässt. Was Menschen brauchen, um auf Dauer leistungsfähig und bei guter Stimmung zu bleiben:
Always Happy? – Unfug!
Vom Sinn negativer Emotionen
Der Zeitgeist neigt zu Extremen. Lange Zeit konzentrierte sich die Psychologie auf Krankheiten und wie sie zu heilen sind. Was den Menschen gesund, leistungsfähig und glücklich macht, schien niemanden zu interessieren.
Das ist vorbei. Schon seit Jahren rollt die Welle der Positiven Psychologie über uns hinweg und mit ihr die Idee, dass wir für unser Wohlbefinden selbst verantwortlich sind. Schlechte Stimmung hat in diesem Weltbild keinen Platz, Frust und Niedergeschlagenheit sind tabu. Wer sich gut im Griff hat, ist immer gut gelaunt und energiegeladen – so der Anspruch.
Doch jetzt gibt es gute Nachrichten für alle, die unbestimmt das Gefühl hatten, dass das Dauer-Lächeln auch nicht richtig sein kann. Negative Emotionen haben ihren Sinn. Der Psychologieprofessor Joseph Forgas ist überzeugt, dass Menschen nicht dazu gemacht sind, vorwiegend glücklich zu sein. Den zwei positiven Basisemotionen Freude und Überraschung stehen immerhin vier negative gegenüber: Angst, Wut, Ekel und Trauer, so seine Argumentation.
Trauer – ein Warnsignal
Worin liegt der Sinn negativer Emotionen? Angst schützt, davor, sich in gefährliche Situationen zu begeben. Wut weckt die Kraft, zu kämpfen. Ekel schützt vor Krankheiten. Welche Rolle die Trauer spielt, war lange unbekannt.
Viele Experimente stützen inzwischen das Modell der Wissenschaftler Herbert Bless von der Universität Mannheim und Klaus Fiedler von der Universität Heidelberg: Nach ihrer Vorstellung ist die Trauer ein unbewusstes, automatisches Warnsignal, dass die Aufmerksamkeit nach außen richtet. Wenn sich etwa ein Mitarbeiter in einem Team wenig akzeptiert fühlt, macht ihn das traurig. Die Trauer sagt ihm: Pass auf, hier stimmt etwas nicht! Das Gefühl von Traurigkeit hilft, die Situation einzuordnen und Konsequenzen zu ziehen.
Schlechte Stimmung macht wach
Eine glückliche Stimmung fühlt sich sehr viel besser an, aber sie verleitet zu unkritischem Handeln. Im Zustand der Euphorie soll man keine Verträge unterschreiben, heißt es. Die Gefahr ist groß, über Details hinweg zu lesen und sich ungünstige Konditionen einzuhandeln.
Auch dies ist von der Forschung bestätigt: In wichtigen Situationen, wenn es darauf ankommt, ist schlechte Stimmung förderlich. Unter dem Einfluss schlechter Laune arbeiten Menschen konzentrierter und liefern die besseren Argumente. Sie nehmen genauer die Details ihrer Umwelt wahr und sind weniger gutgläubig. „Negativ gelaunte Leute urteilen genauer, lassen sich weniger von irrelevanten Informationen manipulieren. Sie sind auch die zuverlässigeren Augenzeugen mit einem besseren Gedächtnis für unbewusst wahrgenommene Szenen des Alltags“, sagt Forgas.
Ständige schlechte Laune ist schrecklich! Launenhaftigkeit unerträglich! Einer ausgeglichenen, kraftvollen Führungskraft folgen Mitarbeiter freiwillig, einem Miesepeter nicht.
Dennoch kann es nicht die Lösung sein, negative Emotionen zu unterdrücken. Dies hieße, sich und der Welt etwas vorzuspielen, und dem Auftrag, der in den Emotionen steckt, zu verweigern. Negative Emotionen gehören zum Leben. Es kommt darauf an, sie wahrzunehmen, richtig einzuordnen, Schlüsse zu ziehen – und die Gefühle dann gehen zu lassen. So gehen Sie wahrhaftig und authentisch mit unangenehmen Gefühlen um. Ihre Mitarbeiter kennen das von sich selbst und sind alt genug, dies richtig einzuschätzen.
Ansprüche prüfen
Niemals aufgeben – ein gefährliches Ideal
Im Weltbild erfolgreicher Führungskräfte habe hohe Ziele ihren selbstverständlichen Platz. Niemals aufzugeben, ist zum Leitmotiv der westlichen Arbeitskultur geworden. Unzählige Ratgeber fordern uns dazu auf, auf jeden Fall an unseren Zielen festzuhalten. Der Durchbruch ist nur eine Frage der Zeit.
Der Trierer Psychologieprofessor Jochen Brandstädter hält dagegen: Wir müssen lernen, im richtigen Moment loszulassen – geradezu eine Provokation für leistungsfähige Führungskräfte.
Der Professor hat gute Argumente an der Hand: Karrierewege sind heute längst nicht mehr so geradlinig wie vor 30 Jahren. Wer glaubt, seinen Aufstieg steuern und kontrollieren zu können, sitzt einer Illusion auf.
Standhaftigkeit ist gut, Verbissenheit schlecht. Bei einer blinden Fixierung auf ein Ziel droht eine depressive Störung. Eine Portion Flexibilität und die Fähigkeit, im richtigen Moment die Richtung zu wechseln, tut Not.
Wann ist der Tatendrang sinnvoll
Professor Brandstädter ruft zu gesunder Gelassenheit auf. Das hört sich erst einmal gut an. Wo aber liegt die Grenze zur Trägheit? Die Kunst liegt darin, die eigenen Stärken zu erkennen und sie gezielt einzusetzen – und gleichwertig die Grenzen zu kennen und sie zu respektieren.
Die Botschaft heißt: Eine depressive, verbissene Führungskraft kann kein Vorbild sein. Alle Menschen, auch Mitarbeiter, wünschen sich ein freudiges, glückliches Arbeitsklima. Freude und Glück sind in ihrem Wesen allerdings flüchtig und schwer zu steuern. Etwas weniger angesehen ist die Zufriedenheit, doch sie lässt sich gezielt fördern. „Zufriedenheit hängt wesentlich vom Verhältnis zweier Größen ab: dem Grad der Erfüllung von Ansprüchen und dem Anspruchsniveau“, sagt Brandstädter. Die Zufriedenheit ist Ausdruck einer inneren Haltung.
Zufriedenheit stellt sich auf zwei Wegen ein: Einmal entsteht sie, wenn sich Träume erfüllen. Wer sich dagegen umsonst abstrampelt und quält, handelt sich Ärger, Unmut und Frust ein. Wird Unzufriedenheit chronisch, kann sie zu Depressionen führen.
Objektiv unerreichbare Ziele sollte man loslassen. Zufriedenheit stellt sich nämlich auch dann ein, wenn es gelingt, die persönlichen Ansprüche an das Mögliche auszurichten. Beide Strategien sind gleichwertig. Es kommt darauf an, sie klug auszubalancieren.
Zufriedenheit ist demnach Ergebnis eines Vergleichs. Jeder Einzelne ist aufgefordert, seine Messlatte klug auszurichten. Setzen Sie sich also Ziele, die Sie erreichen können.
Literaturtipps:
Jochen Brandstädter: Positive Entwicklung. Zur Psychologie gelingender Lebensführung. Spektrum, Heidelberg 2011.
Joseph Forgas „Glück kann unaufmerksam und verführbar machen“ aus: Psychologie heute, Januar 2015