Klare Worte sind gut. In dieser Frage sind sich die Menschen in der Regel schnell einig: Wir reden viel zu wenig offen miteinander!
Wenn jedoch jemand auf Sie zukommt und sagt: „Wir müssen mal reden“: Wie fühlen Sie sich dann? Sicher legt sich ein Schatten über Ihre Stimmung. Das Gespräch mag notwendig sein, bestimmt aber wird es kein Vergnügen. Die Ansprache klingt nach Ärger.
So ist das mit den klaren Worten: Im Prinzip sind sie gut und richtig, im Moment der Aussprache jedoch wenig angenehm; nicht nur für den Empfänger der Botschaft, sondern auch für den Sprecher. Ihm ist bewusst, dass er dem anderen etwas zumutet. Und genau deshalb hält er mit seiner Meinung häufig hinter dem Berg.
Schweigen – keine Lösung
Wenn es etwas zu sagen gibt, mag es im ersten Moment leichter sein, die Dinge auf sich beruhen zu lassen. Doch das Schweigen hat weitreichende Folgen. Wenn etwa ein Mitarbeiter schlechte Leistungen erbringt und kein Feedback bekommt
- ärgert sich die Führungskraft,
- gibt es Unruhe im Team: Die Gespräche in der Teeküche mehren sich
- und der Mitarbeiter bekommt keine Chance, sich zu verbessern.
Vielleicht weiß der Mitarbeiter nichts von seinen Versäumnissen. Dann ist er auf einen Hinweis angewiesen, um sich entwickeln zu können. Vielleicht ahnt er, dass etwas nicht stimmt. Dann verunsichert ihn das Schweigen nur noch mehr. Erst ein offenes Wort öffnet den Weg zu einer guten Lösung für alle Beteiligten – und die kann unterschiedlich ausfallen: Vielleicht fehlt Knowhow oder die Erwartungshaltung ist ungeklärt. Möglich auch, dass der Mitarbeiter auf einer anderen Position viel besser aufgehoben ist und dort seine Talente einbringen kann.
Alles ist besser, als zu schweigen. Das Schweigen schadet dem Mitarbeiter und der Organisation insgesamt.
Fünf Regeln für den Klartext
Wie also gelingt es, klare Worte zu sprechen, ohne Porzellan zu zerschlagen und unnötig zu verletzen? Klartext hat nichts mit Tacheles reden zu tun. Klartext sinnt auf Fortschritt und eine gute Lösung.
Beachten Sie deshalb:
- Klarheit gewinnen
Sortieren Sie Ihre Gedanken: Was haben Sie beobachtet? Was sind die Fakten? Welche Schlüsse ziehen Sie und weshalb? Klare Worte zu sprechen bedeutet, wohlüberlegt einen Standpunkt zu beziehen. Wenn es Rückfragen gibt, sollten Sie sich Ihrer Argumente sicher sein und nicht sofort einknicken. - Ehrlichkeit zeigen
Sagen Sie Ihrem Gesprächspartner, was er wissen muss, um Ihr Anliegen zu verstehen. Bleiben Sie konstruktiv und vermeiden es, „rauszuhauen“ was Ihnen gerade durch den Kopf geht. Es muss nicht alles gesagt werden: Klare Worte und brutale Ehrlichkeit sind zweierlei. - Mut beweisen
Einen unpopulären Standpunkt zu behaupten, kostet Mut. Vertreten Sie dennoch Ihre Meinung, wenn Sie überzeugt von ihr sind und seien Sie sich eines bewusst: Ihre Einwände sind die Impulse, die das Team voran bringen. - Für Bindung sorgen
Wenngleich auch offene Worte im ersten Moment unangenehm sind, zeugen sie doch von innerer Bindung an die Organisation: Niemand denkt über Dinge nach, die ihm gleichgültig sind. Wenn Sie als Führungskraft die Impulskraft klarer Worte schätzen, sorgen Sie für Bindung Ihrer Mitarbeiter an das Unternehmen. Nur dann hören Sie, was Sie weiter bringt. - Empathisch vorgehen
Klare Worte sind etwas Anderes als Dampf ablassen. Bewahren Sie die Augenhöhe. Achten Sie darauf, wie es Ihrem Gesprächspartner geht und vermeiden unnötige Verletzungen.
Klartext will eine Entwicklung zum Besseren anstoßen. Sorgen Sie deshalb für gute Rahmenbedienungen. Eine klärende Aussprache braucht den richtigen Moment, den passenden Rahmen und die rechte Form.