Zumindest im Top-Management bleibt die Führung für Frauen ein schwieriges Gelände. Auf dem Weg nach oben geben sich viele Frauen tough und emotional robust, um es den Männern gleichzutun.
Die Strategie ist nicht allzu erfolgversprechend, wie die Studie „Emotional restraint is good for men only“ von der Humboldt-Universität Berlin und der Universität von Haifa deutlich macht. Die Untersuchung zeigt, dass emotionale Zurückhaltung bei Männern mit Kompetenz assoziiert wird. Frauen hingegen werden als kompetenter wahrgenommen, wenn sie ihre Gefühle schneller zeigen.
Also einfach ein bisschen mehr Herz an den Tag legen? So einfach ist es leider nicht. In der Untersuchung „Frauen in Führungspositionen – Barrieren und Brücken“ aus dem Familienministerium heißt es:
„Eine Frau in leitender Verantwortung hat in der Wahrnehmung der (männlichen) Umgebung zwei paradoxe Optionen: 1.) Sie ist eine gute Führungsperson – dann ist sie ein halber Mann und verrät ihr weibliches Wesen. 2.) Sie wirkt weich und weiblich – dann kann sie eigentlich keine gute Führungskraft sein. Wenn sie aber dennoch erfolgreich ist, dann sind ihre Weiblichkeit und ihr Charme eine gezielt täuschende Kulisse für einen dahinter liegenden harten Charakter. Damit ist solch eine Frau suspekt und mit Vorsicht zu behandeln. Vielen Männern in Führungspositionen fällt es schwer, die Gleichzeitigkeit und Harmonie von Kraft und Charme (in einer Person) zu sehen.“
Während die Vorstandsetage für Frauen bis auf weiteres mehr oder weniger verschlossen bleibt, ist im mittleren Management etwas in Bewegung gekommen. Dort weichen die tradierten Rollenbilder Stück für Stück auf: Mancher Vorgesetzte fördert junge Frauen sogar gezielt. Junge Männer wollen mehr für ihre Familie tun als ihre Väter.
Bleiben wir optimistisch: Über kurz oder lang wird sich diese Entwicklung auch auf die Vorstandsebene auswirken. Wer hat denn auch gesagt, dass Change-Prozesse einfach sind!