Empowerment: Entscheidungen beschleunigen, Verantwortung teilen
Bei wichtigen Entscheidungen sollten Sie sich nicht drängen lassen. Doch Alltagsentscheidungen sollten schnell über die Bühne gehen. Oft bleiben sie allerdings über Gebühr lange liegen, weil jeder mögliche Beteiligte um seine Meinung gefragt wird und weil die Mitarbeiter über ihre Entscheidungsspielräume unsicher sind.
Wie also können Sie Ihre Mitarbeiter sinnvoll an Entscheidungen beteiligen und Ihr Team einen Schritt weiter in Richtung Selbstorganisation entwickeln? Maja Härri und Christian Wittig haben ein Konzept entwickelt und erprobt, das wir Ihnen hier geringfügig abgewandelt vorstellen. So gehen Sie am besten vor:
1. Entscheidungsfälle sammeln
Den Auftakt bildet ein Meeting. Erklären Sie Ihren Mitarbeitern, worum es geht, und bitten sie, typische Entscheidungsfälle zu sammeln – von der Bestellung von Büromaterial bis zur Auswahl neuer Mitarbeiter.
Nutzen Sie für die Themensammlung Ihr internes System oder Trello.
2. Abstimmungsmeeting
Im nächsten Meeting bitten Sie Ihre Mitarbeiter, je einen Entscheidungsfall vorzustellen – und zwar einen, den sie selbst eingereicht haben.
Diskutieren Sie, wie die Entscheidung aktuell fällt und nutzen als Unterstützung für die Kommunikation den Delegation Poker. Als Leser dieses Newsletters kennen Sie ihn wahrscheinlich: Es handelt sich um ein Kartenspiel, bestehend aus sieben Karten. Die Karten stehen für unterschiedliche Delegationsstufen:
- Anweisen: Ich weise an.
- Verkaufen: Ich entscheide, aber ich versuche, zu überzeugen.
- Konsultieren: Ich hole mir Meinungen ein und entscheide dann selbst.
- Vereinbaren: Wir treffen die Entscheidung gemeinsam.
- Beraten: Ich gebe Rat, lasse aber entscheiden.
- Erkundigen: Ich erkundige mich, nachdem die Entscheidung gefallen ist.
- Delegieren: Ich delegiere vollständig und muss nicht mehr informiert werden.
(→ http://www.change4success.de/blog-news/delegation-poker-moving-motivators-foerdern-transparenz-teamspirit.html)
Was beobachten Sie in der Diskussion: Besteht Einigkeit oder werden Differenzen deutlich? Wenn sich Mitarbeiter für die erste oder die siebente Stufe entscheiden, sollten Sie gesondert nachfragen. Die Auswahl einer Extremposition könnte ein Signal für etwas Unausgesprochenes sein.
Sprechen Sie im Anschluss mit Ihren Mitarbeitern darüber, wie die Entscheidung in Zukunft fallen soll. Nutzen Sie auch dazu den Delegation Poker zur Unterstützung.
3. Schlussfolgerung
Wenn alle Praxisfälle durchgearbeitet sind, heben Sie die Diskussion auf die Metaebene: Gibt es generelle Muster, wie die Entscheidungen in Ihrem Team fallen? Fragen Sie:
- Was prägt die Entscheidungsfindung im Team?
- Welche Systematik ist erkennbar?
- Welche Arten von Entscheidungen sollten Sie möglicherweise bündeln?
- Wie wollen Sie in Zukunft mit unklaren Entscheidungsspielräumen umgehen?
Schließen Sie das Treffen mit einer Reflexionsfrage: Was war heute überraschend?
4. Manöverkritik
Berufen Sie nach einem geeigneten Zeitraum ein neues Meeting ein und sprechen darüber, wie sich die Entscheidungsfindung im Team entwickelt hat: Was hat gut funktioniert und was sollte angepasst werden? Wo gab es Unsicherheiten und Unklarheiten? Sind die Mitarbeiter zufrieden?
Der Delegation Poker ist ein einfaches und ausgesprochen nützliches Mittel, um Blockaden aufzulösen und Entscheidungen zu beschleunigen.
Quelle: Maja Härri und Stephan Orths, Klarheit durch Fallarbeit, managerSeminare Heft 239, Februar 2018.