Entspannt, wach und fokussiert: Wie Sie Ihr Gehirn schulen und als Führungskraft profitieren
Meditation tut gut. Inzwischen ist das hundertfach belegt. Meditation löst typische Entspannungsreaktionen aus, die sich in körperlichen und mentalen Parametern messen lassen.
Nichtsdestotrotz umweht die Meditation etwas von einem Klangschalen-Image. Die Wortwahl der Meditationsprofis wirkt irritierend: Da ist von „samatha“ und „vipassana“ – also von Ruhe und Einsicht die Rede.
Solche Begriffe scheinen so gar nicht in unsere Arbeitskultur zu passen. Dabei ist nichts anderes gemeint, als aus einem Zustand der Ruhe heraus, konzentriert und aufmerksam zu sein, ohne zu bewerten.
Von Konzentration und Aufmerksamkeit ist also die Rede. Und tatsächlich wirkt sich Meditation messbar auf die Grundaktiviertheit des Gehirns aus. Das führt zu der Frage, ob sich Meditierende besser konzentrieren können? Sind sie tatsächlich in der Lage, flexibler zu denken? Können Sie Probleme kreativer lösen?
Meditierende sind unvoreingenommener, offener und frischer
Das Team um Lena Wimmer aus Essen hat einen Vergleichstest durchgeführt. Dabei hat sie genau eine Komponente der Meditation untersucht, nämlich die gezielte Aufmerksamkeit.
Wenn es um Aufmerksamkeit geht, sind im Gehirn drei Netzwerke im Spiel:
Das aktivierende Netzwerk. Es sorgt dafür, dass der Mensch wach und reaktionsbereit ist.
Das orientierende Netzwerk: Dieses Netzwerk „wählt“ aus, auf welchen Gegenstand die Aufmerksamkeit gerichtet ist.
Das exekutive Netzwerk: Dieses Netzwerk blendet Überflüssiges aus.
Der Vergleichstest lief über zwei Monate. Die Testgruppe wurde in drei Teile aufgeteilt: Ein Teil erhielt keine besonderen Trainings, ein Teil ein standardisiertes Konzentrationstraining und ein Teil ein Meditationstraining.
Bei der anschließenden Auswertung zeigte sich:
Hinsichtlich der Steuerung der Aufmerksamkeit gab es keine nennenswerten Unterschiede.
Mit Blick auf die dauerhafte Aufmerksamkeit schnitten die beiden Gruppen mit den Trainings besser ab als die Gruppe ohne Training.
Die Meditationsgruppe war in einem Punkt den beiden anderen überlegen: Sie konnte Informationen unvoreingenommener, offener und frischer verarbeiten. Vorhandene Informationen standen weniger im Weg. Den Teilnehmenden viel es leichter, Störfaktoren auszublenden und bei der Sache zu bleiben, ohne abzuschweifen.
Meditation macht geistig fit – kurz- und langfristig
Meditationsübungen wirken schnell. Es gibt Berichte, die erste Ergebnisse bereits nach vier Tagen beschreiben.
Meditationsanfänger werden relativ schnell müde. Ihr Gehirn arbeitet elektrisch langsamer und produziert zum Teil sogar Schlafwellen. Sie halten bis zur Nacht an, sodass Einsteiger zunächst einmal gut schlafen und deshalb am Tag fitter sind.
Auf lange Sicht wirkt die Meditation jedoch noch weitreichender. Erfahrene Meditierende produzieren keine Schlafwellen mehr. Sie sind schon während der Meditation wacher. Sie können sich leichter konzentrieren und lassen sich weniger ablenken. Es gibt Anzeichen, dass sie in der Nacht etwas weniger schlafen.
Doch Vorsicht: Die „gesparte“ Schlafenszeit benötigen sie für das Meditieren. Ein Zeit-Spar-Modell ist das Meditieren nicht.
Meditierende profitieren davon, dass sie ihre Aufmerksamkeit richten können und Störungen besser ausblenden können. Sie fühlen sich deshalb weniger „unter Beschuss“ und können sich leichter auf neue Ideen einlassen.