Unpassender Arbeitsplatz! Und jetzt? Gute Ideen für eine Liebe auf den zweiten Blick
Motivierte Mitarbeiter sind heiß begehrt. Unternehmen tun alles, um sie zu gewinnen: Sie lassen sie autonom arbeiten. Stärken sie mit positivem Feedback, mit einer sinnvollen Aufforderung und dem Gefühl von Zugehörigkeit im Team. All das ist gut und richtig. Doch es nutzt nichts, wenn ein Mitarbeiter einen unpassenden Job inne hat.
Die Ursachen für solche Fehlbesetzungen sind vielfältig: Oft können Mitarbeiter zu Beginn ihrer Karriere selbst nicht sagen, was sie motiviert. Haben sie ihren Arbeitsplatz erst einmal eingenommen und fassen keinen Tritt, ist guter Rat teuer. Lässt sich ein Arbeitsplatz so umgestalten, dass er zu einem Mitarbeiter passt?
Dies ist das Forschungsgebiet der Würzburger Arbeitspsychologin Tanja Bipp. Unter der Überschrift „Job Crafting“ untersucht sie, inwieweit sich Arbeitsplätze so verändern lassen, dass sie besser zum Arbeitnehmer passen. Mit Offenheit und Kreativität lässt sich einiges erreichen:
Tätigkeiten verändern
Ob ein Mitarbeiter eher strukturiert, genau und ordentlich ist oder kreativ, beredt und initiativ, erkennen Führungskräfte schnell. Bitte überlegen Sie, inwieweit Sie die Aufgaben in Ihrer Abteilung so umverteilen können, dass jeder gemäß seiner Stärken und Interessen eingesetzt wird.
Eine weitere Chance liegt darin, einem Mitarbeiter eine Aufgabe zu geben, die außerhalb seines Kernbereichs liegt. Eine Weiterbildung belebt brach liegende Ressourcen.
Beziehungen fördern
Gefragt zu werden und sich als Experte etablieren zu können, ist ein starker Motivator. Prüfen Sie, ob es in Ihrem Team jemanden gibt, etwas kann, was alle anderen suchen: Der Computer-Profi ist der Klassiker. Aber auch ein Mitarbeiter, der zum Beispiel gut darin ist, Vorträge zu konzipieren, kann seine Kollegen unterstützen, den Gesamtoutput des Teams steigern und sich als eine gefragte Person beweisen.
Fördern Sie auch den Austausch im Team. Vielleicht laden Sie regelmäßig einen Kreis von Mitarbeitern zum Frühstück, um sich auszutauschen und sich gegenseitig zu inspirieren?
Umdenken
Ob ein Arbeitsplatz passt oder nicht, kann sich im Laufe der Zeit verändern. Junge Eltern etwa sind froh, wenn sie ihre Arbeitszeit reduzieren oder einen Teil im Homeoffice verbringen können.
Doch das Umdenken hat noch eine weitere Dimension: Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeiter darüber, weshalb sie ihren Berufsausbildung gemacht haben und welchen Mehrwert sie darin erkennen. Die Logistikkauffrau ist vielleicht fasziniert vom internationalen Netzwerk ihres Arbeitgebers und begeistert sich dafür, Kollegen für die Mitarbeiterzeitung zu interviewen. Der Versicherungsangestellte wickelt nicht nur die Schadensfälle ab, sondern hilft Menschen in einer Lebenskrise.
Das Job Crafting hat Grenzen. Sollten Mitarbeiter dazu übergehen, sich nur noch die Rosinen aus dem Kuchen zu picken, droht den übrigen Kollegen Überlastung und Misstimmung im gesamten Team. Führungskräfte sollten deshalb ein Auge darauf haben, dass es die Mitarbeiter nicht übertreiben.
Quelle: „Kündigen – oder versuchen, den Job anzupassen“, Interview mit Tanja Bipp in der Psychologie heute, 01/2017, Seite 77.