Je größer die Aufgabe, je schwieriger das Problem, desto mehr strengen wir uns an. Wir grübeln, lesen, recherchieren und ringen uns schließlich eine Lösung ab – die brillant sein kann oder ganz einfach blöd.
Lachen macht angreifbar
Einmal herzhaft darüber zu lachen, die sich auszuschütteln und erfrischt neu zu starten, wäre genau das Richtige. Doch oft genug bleibt das befreiende Lachen aus: Wer über die Arbeit anderer lacht, macht sich angreifbar: Er kann etwas übersehen oder nicht verstanden haben. Lachen gilt vielfach sogar als unprofessionell. Oder noch schlimmer: Wer jemanden auslacht opfert dem kurzen heiteren Moment womöglich seine Karriere. Ernst zu bleiben ist sicherer – gerade wenn die Entscheidung heikel ist wie bei einem Finanzkonzept oder einem Businessplan.
Der Philosoph Henri-Louis Bergson will das Lachen wieder in die Arbeitswelt zurückholen. Die Kategorien des Verstandes sind ihm oft zu eng. In seinem Weltbild schickt das Lachen das formalistische Denken zeitweise in Urlaub und holt die Kreativität, die Leichtigkeit und das Spielerische zurück. Dort, wo der Verstand nicht weiterhilft, öffnet das Lachen den Weg zur Intuition.
„Danke für Euer Lachen“
Vom Philosophen Thales von Milet erzählt man sich, dass er sich der Erforschung der Sterne verschrieben hatte. Deshalb sah er stets zum Himmel hinauf, bis er eines Tages selbstvergessen in einen Brunnen stolperte. Eine Magd brach in schallendes Gelächter aus: „Die Dinge des Himmels musste er unbedingt sehen, und dabei sah er nicht, was vor seinen Füßen ist.“
Das war hart. Doch wandte sich Thales verärgert von der Welt ab? Im Gegenteil: Er nahm das Lachen als Zeichen und zum Anlass, seinen bisherigen Weg zu verlassen und einen neuen einzuschlagen. Von der Gemeinschaft wollte er sich auf keinen Fall abwenden und überlegte stattdessen, wie er sein theoretisches Wissen praktisch nutzen könnte.
In einem Winter, für den er eine reiche Olivenernte voraus berechnet hatte, mietete er alle Olivenpressen der Stadt. Als die Olivenernte anbrach, waren die Bauern gezwungen, die Pressen für viel Geld von ihm zu pachten. Nun hatte der Philosoph Grund zu lachen.
Ausgelacht zu werden, beschämt. Doch Bergson erinnert uns daran, dass das Lachen der anderen vor Kopflastigkeit und Krampf rettet. Es stellt die Beziehung zur Wirklichkeit wieder her und verhilft angesichts weltfremder Logik zurück in die reale Welt. Der „kluge Narr“ stellt sich deshalb dem Lachen und zieht seine Lehren daraus. Statt sich abzuwenden, lacht er mit und gewinnt Zugang zu seinem kreativen Inneren, dass sich von formaler Logik frei gemacht hat. So kann wirklich Neues entstehen.
Lachen bewegt
Bergson will mit dem Lachen der Starrheit in der Gesellschaft entgegen treten. Dort, wo gelacht wird, ist etwas in Bewegung. Es kann sich entwickeln und vollkommener werden. Bergson ist ganz der diesseitigen Welt verhaftet. Den Lebenssinn sucht er nicht im Abstrakten oder Übergeordneten, sondern im Hier und Jetzt; im Leben selbst. Das Lachen hilft uns dabei, die „Lebensschwungkraft“ zu erhalten.