Die Diversität der Menschen in Organisationen und die daraus entstehenden Beziehungsgeflechte in Netzwerkstrukturen sind bereits Grundlage einer grossen Komplexität. Da ist von struktureller und technischer Komplexität noch gar nicht die Rede.
Über Komplexität wird in letzter Zeit viel geschrieben. Fast immer klingt der Grundton bedrohlich und schwierig. Management-Vordenker Fredmund Malik dreht den Spieß um und sagt: In Zukunft werden wir weitaus mehr Herausforderungen bewältigen können und kreativer sein als heute – dank der Komplexität.
Wir sollten Mut haben. Auch in anderen Bereichen haben wir mehr erreicht, als wir in den Anfängen zu träumen gewagt haben. Die Eisenbahn etwa fährt heute elfmal schneller als die erste Dampflokomotive 1835. In der Wissensarbeit sind aus seiner Sicht Verbesserungen um den Faktor 100 realistisch.
Mit „mehr vom Gleichen“ kommen wir nicht weiter
Allerdings sollten wir nicht versuchen, die Zukunft mit den Methoden der Vergangenheit zu gewinnen. Führung und Management müssen sich verändern und zwar in eine Richtung, die Malik mit „Navigieren ins Unbekannte“ beschreibt. Für die praktische Umsetzung nennt er beispielhaft drei Prinzipien:
- Sei auf schlechtes Wetter gefasst
Ähnlich wie ein Bergsteiger auf schlechtes Wetter sollten Führungskräfte auf Krisen vorbereitet sein. In beiden Fällen können sich die Bedingungen unvermittelt ändern. Malik ruft Führungskräfte dazu auf, sich vorzubereiten, um im Krisenfall gerüstet zu sein. - Substituiere dich selbst
Unternehmen sollten ihr altes Geschäft so lange wie möglich betreiben und zugleich ein neues entwickeln. Aus der Position der Stärke fällt es leichter, sich auf Versuch und Irrtum einzulassen, was bei Neuentwicklungen notwendig ist. - Komplexitätsorientiertes Management
Die Empfehlungen für ein komplexitätsorientiertes Management lauten etwa: „Stärke mit jedem Zug deine Position“. „Bewahre deine Handlungsspielräume und lege dich erst zum spätestmöglichen Zeitpunkt fest“. „Durchdenke, ob du deine Entscheidung rückgängig machen kannst – und bedenke, was daraus folgt“. Sowie „Verhalte dich stets so, dass sich die Anzahl der Optionen vermehren kann“.
Freude am Wirksamsein zurückgewinnen
Malik beobachtet eine vielfach abwehrende und pessimistischen Haltung im Management. Sie wird deutlich in Kommentaren wie „Nein, das können wir nicht machen“ oder „Nein, das geht nicht“. Er deutet solche Reaktionen als Zeichen, dass die vorhandenen Methoden nicht mehr ausreichen, um die Probleme zu lösen und Aufgaben zu bewältigen. Doch dies ist eine Übergangszeit: Am Horizont sieht er eine Situation aufziehen, in der Manager wieder Lust und Freude am Wirksamsein haben.