Ein Impuls aus der systemischen Beratung: Konflikte dort lösen, wo sie entstehen
Oben sticht unten: In einer Hierarchie scheint alles klar, doch ist es so einfach? Zwar kann ein Vorgesetzter unangenehme Aufgaben verteilen und mit Entlassung drohen. Doch auch der Mitarbeiter hat seinen Spielraum. Er kann etwa seinem Vorgesetzten die Kooperation entziehen, wenn dieser darauf angewiesen ist. Schon Systemtheoretiker Niklas Luhmann hat in den 1990er Jahren darauf hingewiesen. Auch die alte Welt der Hierarchien war vielschichtig.
Mehr Konflikte denn je
Inzwischen haben sich unzählige Unternehmen auf den Weg gemacht, Hierarchien abzubauen. Dabei stellen sie fest: Wenn Vertrautes in Bewegung gerät, wird erst einmal nichts einfacher. Doch es bleibt keine Wahl: Die Unternehmen sind darauf angewiesen, die Wertschöpfungskette zu optimieren und die Kundenorientierung in den Fokus zu rücken. So arbeiten ihre Mitarbeiter in Projekten, Netzwerken und Matrixorganisationen.
Wo Altes vergeht und Neues noch seine Form sucht, haben Konflikte Hochkonjunktur. Tatsächlich weist eine Konfliktstudie aus dem Jahr 2009 eine steigende Zahl an Konflikten aus. Für erfolgreiche Führungskräfte wird es deshalb immer wichtiger, sich dem Wesen von Konflikten zuzuwenden und Lösungsstrategien anzueignen.
Drei verbreitete Ursachen für die Mehrzahl der Konflikte
Ein großer Teil innerbetrieblicher Konflikte geht auf das Konto der Frage: Was ist gute Arbeit? Jeder will gute Arbeit leisten, doch was das bedeutet, darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen. Weil jede Partei das Ziel hat, gute Arbeit zu leisten, verhärten sich die Fronten im besonderen Maße.
Ein zweiter großer Konfliktherd ist der Mangel an Anerkennung - wie etwa die Anerkennung der beruflichen Kompetenz, der Arbeitsweise oder des sozialen Status. Auch persönliche Konflikte zwischen zwei Personen nehmen einen großen Raum ein.
Konflikte: Sichtbare Symptome für versteckte Probleme
Konflikte haben demnach unterschiedliche Ursachen. Deshalb liegen auch die Lösungen auf unterschiedlichen Ebenen, sprich: Wenn sich zwei streiten, dann sind persönliche Konflikte eine mögliche Ursache. Andere Ursachen sind jedoch ebenso denkbar. Fehlt etwa einem Mitarbeiter die Anerkennung seines Vorgesetzten, liegt die Lösung in der gelebten Kultur - und nicht nur in der Kommunikation oder der Haltung des Vorgesetzten. Können sich Frau X und Herr Y aus den Abteilungen A und B nicht riechen, liegen die Ursachen nicht selten Reibungspunkten zwischen den Abteilungen.
Strukturen steuern Emotionen
Strukturen schaffen Realitäten. Sie steuern oder beeinflussen das Zusammenleben und die Kommunikation. Wenn Emotionen hohe Wellen schlagen, können Strukturen der Grund dafür sein. Das anzuerkennen ist ein wichtiger Schritt. Eine systemorientierte Betrachtung öffnet den Blick für solche Zusammenhänge und hilft, langfristige Lösungen zu finden. Denn unbeachtet entwickeln Konflikte eine eigene Dynamik. Menschlich sind sie auf Dauer nicht tragbar und wirtschaftlich zu kostspielig.