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Konfliktfähig vs. Streitlustig: Nicht alles, was Konflikt heisst, ist auch einer
CHANGE 4 SUCCESS | Change Management Training Coaching Mediation
Konfliktfähig = Streitlustig?
Konfliktfähigkeit hat nichts mit Streitlust zu tun. Dafür viel mit Empathie und Besonnenheit. Darüberhinaus ist noch lange nicht jede Auseinandersetzung gleich ein Streit und nicht jeder Streit ist ein Konflikt.
Was genau bedeutet eigentlich Konfliktfähigkeit in Führung & Zusammenarbeit?
Konfliktfähige Mitarbeiter sind eine gesuchte Spezies. Nahezu in jeder Stellenanzeige kann man das nachlesen. Doch was heißt "konfliktfähig" eigentlich? Und: ist denn jeder Disput, jeder Streit gleich ein Konflikt?
In einem Interview mit der Psychologie heute ruft Konfliktforscher Friedrich Glasl gleich einmal zur Mäßigung auf: Seiner Meinung nach werden die Wörter „Konflikt“ und „Streit“ viel zu inflationär gebraucht. Kaum werden in der Regierungskoalition oder in einer Partei verschiedene Sichtweisen auf ein Thema deutlich, redet die Presse von Streit. Dabei sind wir doch auf die Auseinandersetzung und das Ringen um die beste Lösung angewiesen – in der Politik ebenso wie in der Wirtschaft!
Glasl beschreibt einen konfliktfähigen Menschen als einen, der fähig ist, seinen Standpunkt klar zu artikulieren und vorzubringen. Zugleich zeichnet er sich durch Offenheit für das Anliegen der Gegenseite aus. Konfliktfähige Menschen gehen der Auseinandersetzung nicht aus dem Weg. Im Gegenteil: Sie erleben die Unterschiede als bereichernd. Geben sie in einem Punkt einmal nach, bedeutet das für sie nicht gleich den Verlust des Selbstwertes. Glasl mahnt: Die Ich-Bedürfnisse anderer nicht zu respektieren, ist ein Zeichen von Intoleranz.
Und wenn wirklich einmal die Feder aus dem Hut springt?
Friedrich Glasl spricht sich dafür aus, in einer Auseinandersetzung durchaus einmal Dampf abzulassen. Unsere Empfehlung hierzu ist „selektive Authentizität“.
Führungskräfte werden von ihrer Umwelt beobachtet wie Stars von Paparazzi. Vorsicht also vor unüberlegten Gefühlsausbrüchen! Oder würden Sie mit dem, was Ihnen heute im Eifer des Gefechts über die Lippen kommt, morgen in der Zeitung zitiert sein wollen?
Sie müssen nicht gleich „Nein“ sagen. Möglicherweise wollen Sie nämlich genau das. Wichtig ist nur, dass Sie sich über Ihre Ziele und die Konsequenzen Ihres Verhaltens klar werden. Wollen Sie jemanden wachrütteln? In Ordnung. Wollen Sie ein ohnehin demotiviertes Team wieder in Schwung bringen? Dann wäre eine Schmipftirade der denkbar schlechteste Auftritt. Seien Sie sich darüber bewusst, dass Ihr Ausbruch immer etwas bewegt.
In der Zusammenarbeit muss Kritik möglich sein. Kleiden Sie Ihr Anliegen jedoch im Sinne der gewaltfreien Kommunikation in Ich-Botschaften ("Ich habe wahrgenommen, dass ...") und machen Sie sich klar, was Sie erreichen wollen.
Sollten Sie bemerken, dass Sie sich in Rage reden und der Schuss nach hinten loszugehen droht, halten Sie inne. Machen Sie Ihrer Umwelt transparent, was gerade passiert ist: Warum haben Sie so reagiert? Was war das Ziel? Wie kam es zu der Störung? Geben Sie Ihrer Umwelt die Gelegenheit, Ihr Verhalten einzuordnen.
Der Auftrag in der Führung ist es, bewusst zu führen und ebenso bewusst zu kommunizieren. Je höher Sie in der Hierarchie stehen, umso mehr gilt das.
Quelle: "Konfliktfähige Menschen erleben Unterschiede als bereichernd", Psychologie heute, 05/2017