Have any questions?
+44 1234 567 890
Partizipation in der Führung: Weshalb sie mit "Laissez-Faire" rein gar nichts zu tun hat
CHANGE 4 SUCCESS | Change Management Training Coaching Mediation
Der partizipative Führungsstil ist „State of the Art“, zumindest in der Theorie. Seit 25 Jahren wird er diskutiert und trainiert. Dennoch ist er bis heute vielerorts nicht greifbar geworden, berichtet der Spezialist für agile Methoden Boris Gloger. Aus seiner Sicht bleibt der partizipative Führungsstil nebulös.
Viele Führungskräfte fragen sich, wie sie die Partizipation in den Alltag überführen können. Das Diktat von oben nach unten ist überholt. So weit, so gut. Doch darf die Führungskraft jetzt überhaupt nichts mehr bestimmen?
In ihrer Unsicherheit ziehen sich Führungskräfte zurück.
Anstelle einer schlagkräftigen Mitbestimmung macht sich ein indifferentes Weichei-Management breit. Doch das war nicht gemeint. Wo immer ein Vakuum entsteht, breiten sich informelle Machtstrukturen aus. Es wird taktiert und laviert, anstatt gleichberechtigt auf der Sachebene zu diskutieren.
Die neuen Regeln der Zusammenarbeit einhalten
Selbstorganisation ist kein Selbstläufer. Es ist keinesfalls genug, neue Regeln für die Zusammenarbeit zu definieren und darauf zu hoffen, dass sich die Mitarbeiter daran halten. Sobald der Stresspegel steigt, ist alles wieder beim Alten, beobachtet der systemische Berater Fritz B. Simon. Die neuen Vereinbarungen sind vergessen.
Einer muss dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden, und zugleich im Blick behalten, dass die Beziehungen im Team eine fruchtbare Zusammenarbeit erlauben. Führungskräften fallen damit neue Aufgaben zu – vergleichbar mit denen eines Scrum-Masters. Diese Veränderung der Rolle zu akzeptieren, fällt vielen Führungskräften jedoch schwer. Sie verfallen in alte Muster, halten Diskussionsprozesse nicht aus und machen Vorgaben. Sie sehen sich an der Spitze und wollen die Geschicke steuern. Dabei übersehen sie, dass sie auf ihre Mitarbeiter angewiesen sind, denn schon lange können sie fachlich nicht mehr alles überblicken.
Dafür Sorge tragen, dass das Team arbeiten kann
Ein partizipativer, an der Demokratie orientierter Führungsstil ist nichts für schwache Nerven: Führungskräfte wie Mitarbeiter müssen sich jeden Tag aufs Neue stark machen und um die besten Ideen und Argumente ringen. Verantwortungsbereitschaft, Initiative und Durchsetzungswille gehören unbedingt dazu.
Führungskräfte sind in diesem Setting keinesfalls überholt. Ihre Aufgabe ist es, Hindernisse und Eingriffe von außen abzuwehren, damit ihr Team optimal arbeiten kann. Auch ist es an ihnen, Hürden im Inneren zu thematisieren. Sie brauchen Gestaltungswillen und Leidenschaft, betont Gloger. Und Fachkompetenz. Denn dass Führungskräfte heute keine Fachkompetenz mehr benötigen, ist ebenfalls ein Mythos, der ausgeräumt gehört. Wie sollten sie anders verstehen, wovon ihre Mitarbeiter reden? Führungskräfte dürfen und sollen ihre Kompetenz ins Spiel bringen und sich einmischen. Sie sollen die Diskussion nur nicht dominieren.
Quelle: Andrea Bittelmeyer, Gemeinsam statt einsam. Führungsverständnis im Wandel. ManagerSeminare Heft 211, Oktober 2015.