Wenn Sie in Ihrer Lieblingsbuchhandlung stöbern, finden Sie ganze Regalmeter voll von Büchern über mentale Konditionierung und positives Denken. Nicht alles davon ist empfehlenswert.
Positives Denken hat nichts damit zu tun, sich die Dinge schön zu reden. Kern des positiven Denkens ist vielmehr die Grundüberzeugung, eine Situation bewältigen zu können. Ein anderes Wort ist „Kontrollüberzeugung“. Diese Kontrollüberzeugung findet ihren Niederschlag in einer positiven Sprache und in einem positiven inneren Dialog.
Positives Denken ist konstruktiv und stellt sich der Verantwortung
Was ist der Unterschied zwischen positivem Denken, negativem Denken und Schönfärberei?
Einmal angenommen, ein Mitarbeiter hat durch ungeschicktes Verhalten einen Kunden verloren. Als positiver Denker sagt er sich:
- Was kann ich tun, um den Kunden zurück zu gewinnen?
- Was war mein Anteil daran, dass er verärgert reagiert hat?
- Was habe ich in vergleichbaren Situationen mit Erfolg getan?
- Was hätte der Kollege/Partner/Freund … getan?
Der positive Denker reflektiert Lösungsstrategien, um den Kunden zurück zu gewinnen. Zugleich zieht er Kraft aus dem Gedanken, dass seine übrigen Kunden zufrieden mit ihm sind.
Ein negativer Denker hätte sich gesagt:
- Ich habe aber auch immer die schwierigen Typen.
- Der war sowieso blöd.
- Kunden können wirklich undankbar sein.
- Und überhaupt: Was mache ich hier eigentlich?
Der negative Denker hätte sich in negativen Gedanken über sein Pech und die unangenehme Umwelt verfangen. Er hätte sich in seine schlechten Gefühle hinein gesteigert, wäre vom Hölzchen auf's Stöckchen gekommen und hätte den konstruktiven Zugang zu der Situation verfehlt.
Ein Schönredner hätte gedacht:
- Der Kunde ist ganz einfach blöd.
- Ich habe doch alles super gemacht.
- Manchen ist einfach nicht zu helfen.
- Was soll's. Es gibt bessere Kunden.
Ein Schönredner übernimmt keine Verantwortung für den Verlust des Kunden. Er hätte die Ursachen vollständig beim Kunden oder in seiner Umwelt gesucht. Das Verhalten ist zu seinem eigenen Nachteil: So lernt er nichts und über Lösungen denkt er ebenfalls nicht nach.
Einflussnehmer und Opfer – oder: Proaktive und reaktive Persönlichkeiten
Stephen Covey verwendet den „Circle of Concern“ und den „Circle of Influence“, um den Unterschied zwischen positivem und negativem Denken zu verdeutlichen:
Jeder Mensch hat eine Fülle von Anliegen und Interessen wie die Gesundheit, Kinder, Herausforderungen bei der Arbeit, das Einkommen oder politische Ereignisse.
Proaktive Menschen nehmen all diese Dinge wahr, doch sie konzentrieren sich auf das, was sie beeinflussen können und übernehmen dafür die Verantwortung.
Reaktive Menschen verneinen, dass sie Einfluss auf ihre Anliegen haben und Kontrolle ausüben können. Sie konzentrieren sich auf Dinge außerhalb ihres Einflussbereichs, weshalb ihr Einflussbereich schrumpft.
Positives Denken wirkt sich auf verschiedenen Ebenen aus: Es beeinflusst zunächst das Gefühl, dann das Handeln und schließlich die Sprache. Es konzentriert sie auf die Einflussmöglichkeiten, bejaht Verantwortung und führt schließlich zu dem guten (und berechtigten) Gefühl von Können und Stärke.