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Schweigen: Der heimliche Star der Führungskunst
CHANGE 4 SUCCESS | Change Management Training Coaching Mediation

Der Einstieg in gute Führung ist grundsätzlich einfach. Es gilt lediglich, diese drei Schritte zu gehen:
1. Fragen, Fragen, Fragen
Der erste Schritt besteht darin, gute offene Fragen zu stellen - auch bekannt als W-Fragen.Beispiele dafür sind u.a.: Wie geht es Ihnen? Wie sehen Sie das? Was ist Ihr Ziel? Wie ist der aktuelle Stand der Dinge? Welche Möglichkeiten zur Lösung sehen Sie? Was genau sind aus Ihrer Sicht die nächsten Schritte? Wie würden Sie die Situation lösen?
Vermeiden Sie "Warum"-Fragen: Sie sind rückwärtsgerichtet, nicht lösungsorientiert und bringen Ihren Gesprächspartner in eine Rechtfertigungssituation. Eine schlechte Frage ist zum Beispiel „Warum hat das nicht geklappt?“
Wenn Ihre Fragen mit "Was genau...?" und "Wie genau...?" beginnen, dann sind Sie auf dem richtigen Weg.
2. Immer eine Handvoll Fragen mehr parat haben
Im zweiten Schritt sollten Sie immer eine Handvoll mehr Fragen parat haben, als Ihre Mitarbeiter beantworten können. Denken Sie daran: Als Führungspersönlichkeit sind sie nicht in erster Linie Antworten-Geber - Sie sind Fragen-Steller!
3. Schweigen ist Gold
Der dritte Schritt ist die Hohe Kunst der Führung: Hiergeht es darum, nach einer prägnant formulierten Frage zu schweigen, die Pause auszuhalten und den Mitarbeiter selbst denken zu lassen.
Vergegenwärtigen Sie sich die Situation im Mitarbeiter-Gespräch: Sie als Führungskraft haben sich gut vorbereitet, Ihr Mitarbeiter muss zuerst die Frage hören, verstehen und sich dann mit Ihrem Gedankengang noch vertraut machen. Er braucht Zeit zum Nachdenken. Die Stille zu ertragen, ist unangenehm. In diesem Moment ist die Gefahr groß, dass Sie als Führungskraft dem Gedankengang Ihres Mitarbeiters voraus greifen und ihm die Lösung präsentieren. Vielleicht haben Sie die Aufgabe, die Sie Ihrem Mitarbeiter übertragen wollen, selbst schon Tausend Mal gelöst und wissen, wie Sie sie am besten in den Griff bekommen. Mit Ihrem Vorgriff bringen Sie Ihren Mitarbeiter jedoch um die Motivation. Nichts stärkt das Selbstwertgefühl mehr, als eine Aufgabe selbst gelöst zu haben.
Deshalb: Schweigen Sie
Sicher haben Sie schon einmal etwas von den sogenannten Helikopter-Eltern gehört: Es sind Eltern, die es gut mit ihren Kindern meinen, sie ständig im Blick behalten, sich oft einmischen und sie vor jedem Stolpern schützen wollen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Schützen-Wollen nicht Einzug in die Führungspraxis nimmt. Wachstum setzt eigene Erfahrungen voraus. Gelegentliche blaue Flecke gehören ebenso dazu wie Verantwortung.
Boris Grundl spricht in seinem Buch „Mach mich glücklich“ genau dieses Dilemma des modernen Führungsalltags an: Früher war die Führungskraft daran schuld, wenn die Mitarbeiter demotiviert waren. Sie hätte ihre Mitarbeiter motivieren sollen. Inzwischen hat sich die Idee von der intrinsischen Motivation durchgesetzt. Aber die Führungskraft ist noch immer schuld, wenn sich die Mitarbeiter schlecht fühlen: Hätte sie sie mal nicht demotiviert!
Und tatsächlich: Die Mitarbeiter haben schlechte Stimmung, denn weder die intrinsische noch die extrinsische Motivation zeigt die erwünschte Wirkung. Vergessen ist die einfache Wahrheit, dass jeder für seine Stimmung selbst zuständig ist – zumindest zum größten Teil. Das Zauberwort heißt: Selbstverantwortung.
Selbstverantwortung: Schlüssel zum Glück
Was gemeint ist, erklärt Grundl an einem Beispiel: In seinen Veranstaltungen fragt er die Teilnehmer, wer in einer Patchwork-Familie lebt und ein fremdes Kind erzieht. „Wie“, fragt er weiter, „haben Sie gelernt das Kind zu lieben? Kann es sein, dass es damit beginnt, dass Sie Zeit mit dem Kind verbracht haben? Dass Sie es kennengelernt haben? Dass Sie sich intensiv mit ihm beschäftigt haben?“ Regelmäßig erntet er Kopfnicken.
Genauso ist es mit der Arbeit: Verantwortung, Identifikation und Sinn wachsen durch die intensive Beschäftigung mit der Aufgabe. Jeder muss seine Aufgabe voll annehmen, manchmal über anfängliche Widerstände hinweg. Wer die Verantwortung für seine Motivation abgibt, läuft der Erfüllung stets hinterher, die Arbeit spenden kann.
Ihre Aufgabe als Führungskraft ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Ihren Mitarbeitern erlaubt, gute Arbeit zu leisten. Selbstverständlich ist auch, dass Sie Aufgaben am besten entlang der Fähigkeiten Ihrer Mitarbeiter delegieren. Für den Rest ist jeder selbst verantwortlich. Mehr noch: Menschen überzubehüten, verstellt den Weg zu dem Maß an Glück, das Arbeit zu geben imstande ist. Glück entsteht durch die Identifikation mit einer Aufgabe und die Erwartung, sie zu meistern.
Literaturtipp: Boris Grundl, „Mach mich glücklich – Wie Sie das bekommen, was jeder haben will“, Berlin: Econ Verlag, 2014