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Sich selbst stärken oder sich selbst inszenieren: Ein feiner Unterschied mit großer Wirkung auf Ihr Wohlbefinden
Ein bisschen Selbstüberschätzung ist in Ordnung. Psychologen werten es als Zeichen von Gesundheit, sich ein bisschen besser, schlauer und gut aussehender einzuschätzen als man tatsächlich ist. Der Glaube an sich selbst stärkt ganz einfach die Motivation, besonders wenn eine schwierige Aufgabe ansteht. Wir sind darauf angewiesen, unser positives Selbstbild und unsere Innenwelt in Ordnung zu halten.
Problematisch ist das Ego, das sich im Wettbewerb zu allen anderen sieht. Erkennbar wird es in der Haltung "Ich bin besser als ...". Es befindet sich im ständigen Konkurrenzkampf und im Bestreben, den eigenen Platz zu verteidigen. Im sozialen Kontext erweist sich ein solches aufgeblähtes Ich als ungünstig, denn es neigt dazu, das Umfeld wegzubeissen. Doch das ist noch nicht alles.
Der ungesunde Fokus auf sich hat 4 weitere Nachteile:
Ständiger Vergleich: Menschen, die sich stets mit anderen vergleichen, verharren gedanklich beim Vorhandenen und verheddern sich im Überbietungswettbewerb. Für Originalität ist hier wenig Platz.
Permanente Verteidigungshaltung: Das laute Ich fühlt sich schnell angegriffen. Jede Kritik wertet es als Attacke auf sein Selbst. Ein Ringen um die Sache, um die beste Idee oder die beste Lösung ist praktisch unmöglich.
Buhlen um Aufmerksamkeit: Für den stetigen Platz im Rampenlicht verschwendet das aufgeblähte Ich Zeit und Energie.
Ringen um Akzeptanz: Das kann man schnell übersehen: Auch die Selbstinszenierung als einsamer Held ist eine Form, um Anerkennung zu buhlen. Andere passen sich bis zur Selbstentfremdung an, um geliebt zu werden. Beides zeugt von einem Mangel an persönlicher Freiheit.
Ziel kann es weder sein, das Ich unter den Scheffel zu stellen, noch den Lautsprecher stets auf die höchste Stufe zu stellen. Vielmehr ist ein Modus gesucht, mit dem man gut leben kann.
In unserer extrovertierten Kultur ist das laute, aufgeblähte Ich en vogue. Doch der ständige Wettkampf um einen Platz im Rampenlicht hat seinen Preis: Sich mit anderen zu vergleichen, ist ein Feind der Lebenszufriedenheit. Zugleich führt die Dauerwerbung für sich selbst zu Erschöpfung, Stress, Entfremdung, Burnout, Selbstisolation und Überforderung.
Nach und nach erobert sich das stillere Ich seinen Platz zurück und das sehr zu Recht: Die Stärke der leisen Zeitgenossen liegt unter anderem in der genauen Einschätzung ihrer Fähigkeiten, Grenzen und Entwicklungsfelder. Deshalb sind sie in der Lage, Projekte gründlicher, realistischer und letztlich erfolgreicher zu bewältigen. Ein weiterer Vorteil: Ein bisschen vom Gas herunterzugehen, führt zu mehr Gelassenheit.
Also: In der Ruhe liegt die Kraft!
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Quelle: Heiko Ernst, Das stille Ich, Psychologie heute, 10/2016, Seiten 20-23.