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Trick or Treat? Geschichten vom Gehirn
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Interessantes rund um unsere grauen Zellen
Das Internet ist eine einzige große Gerüchteküche. Was wahr und was falsch ist, lässt sich oft nicht unterscheiden. Die einen schreiben im guten Glauben Falsches von anderen ab. Andere bauen auf Halbwahrheiten ihr Geschäft auf. Hätten Sie gedacht, dass auch diese Behauptungen unwahr sind?
Gehirnjogging steigert die Intelligenz
Der Körper braucht sportliche Anregung, der Kopf geistige. Aufbauend auf dieser Idee hat eine wahre Flut von Sudokus und Gehirnjoggingprogrammen den Markt überschwemmt. Sie versprechen mehr geistige Fitness und im Einzelfall sogar eine Steigerung der Intelligenz.
Doch Pustekuchen! Ein gezieltes Training verbessert die Fähigkeiten in der trainierten Disziplin, sagen die Forscher, nicht aber die geistige Fitness oder Intelligenz insgesamt. Sprich: Wer Kreuzworträtsel löst, verbessert seine Fähigkeit, Kreuzworträtsel zu lösen – und sonst nichts. Wenn Sie Ihre geistige Leistungsfähigkeit steigern wollen, sollten Sie sich, wenn überhaupt, wechselnden Aufgaben stellen.
Die meisten Psychologen gehen ohnehin davon aus, dass die fluide Intelligenz des Menschen im jungen Erwachsenenalter ihren Höhepunkt erreicht und dann schrittweise sinkt. Die fluide Intelligenz steht für die Fähigkeit, Probleme zu lösen und logisch zu denken. Die kristalline Intelligenz hingegen bleibt lange stabil und soll erst ab dem 65 Lebensjahr zurück gehen. Sie steht für Wissen und Erfahrung.
Die Gehirne von Männern und Frauen sind unterschiedlich
Im ersten Anlauf stimmt das. Gehirne von Männern sind im Durchschnitt größer als die von Frauen. Doch lässt sich wenig davon ableiten. Ein größeres Gehirn garantiert keine größere Intelligenz.
Wenn biologische Unterschiede angeblich unterschiedliches Verhalten erklären sollen, wird es richtig heikel. Unausrottbar ist die Behauptung, Frauen seien multi-tasking-fähig. Die stärker ausgebildeten Nervenfasern zwischen ihren Gehirnhälften und die damit verbundene bessere Verbindung zwischen den beiden Seiten seien der Grund dafür.
Doch für die Behauptung gibt es keinen Beleg: Die Nervenfasern zwischen den Gehirnhälften von Frauen sind keineswegs besser ausgebildet als bei Männern. Dies hat Mikkel Wallentin von der Universtät Aarhus in einer Übersichtsarbeit 2009 belegt.
Pillen helfen bei Stimmungsschwankungen
Wenn es nur so einfach wäre: Nach einem anderen Mythos sind psychische Erkrankungen oder Depressionen die Folge eines chemischen Ungleichgewichts im Gehirn. Medikamente, die das Ungleichgewicht aufheben, sind die Lösung und lassen den Patienten gesunden.
So einfach ist es leider nicht. Tatsächlich setzen viele erfolgreiche Antidepressiva bei den Botenstoffen im Gehirn an. Einige Medikamente etwa erhöhen die Serotonin-Verfügbarkeit an den Kontaktstellen der Nervenenden. Mit einigen Wochen Verzögerung kann tatsächlich eine positive Wirkung eintreten.
Der Ursache-Wirkungs-Zusammenhang jedoch bleibt unklar: Zumindest funktioniert der umgekehrte Weg nicht. Das Absenken der Serotonin-Zugabe führt nicht so ohne weiteres in eine Depression. Was die Botenstoffe im Gehirn genau tun, weiß heute niemand ganz genau. Vorsicht also mit der Vorstellung, erkrankte Personen müssten einfach ein paar Pillen einwerfen und alles wäre gut.