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Vorsicht Vorurteile! Unsere unbewussten Stereotype - unconscious bias - sind stärker als wir vermuten
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Wie Manager ihre Teams ohne Wissen & Wollen schwächen
Nachlässigkeit wollte sich die Kölner Polizei in diesem Jahr auf keinen Fall nachsagen lassen. In der Silvesternacht kesselte sie Nordafrikaner ein, prüfte ihre Papiere und verwies sie teilweise vom Platz. Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten (tagesschau.de https://www.tagesschau.de/inland/silvester-koeln-131.html).
Wie auch immer wir den Einsatz bewerten: Sicher ist, dass die Polizei mit Mustern gearbeitet hat, um als riskant eingeschätzte Gruppen in den Griff zu bekommen. Für jedermann ist dies offensichtlich, darüber lässt sich reden.
Die meisten Muster wirken sehr viel subtiler: Was fällt Ihnen etwa zu dem Namen "Mandy Schmitz aus Chemnitz" ein? Welche Gefühle hegen Sie gegenüber einem deutlich übergewichtigen Mitarbeiter mit blasser Hautfarbe? Sie sehen eine junge Frau mit Kopftuch und langem Mantel. Die Assoziationskette "Muslima, traditionell, wenig selbstbestimmt" könnte naheliegen. Was aber, wenn eben diese junge Frau Absolventin einer Eliteuniversität ist? Und ebenso die vorgenannten Personen? Sicher können Sie sich nicht sein.
Unbewusste Vorurteile sind menschlich
Das Denken in Mustern ist nicht etwa ein Zeichen von Dummheit oder bösem Willen. Vielmehr ist es ein prähistorisches Erbe. Unsere Vorfahren waren darauf angewiesen, Gefahren schnell zu erkennen: Schwarz-gelbe Streifen, lange Zähne - da gab es nichts mehr abzuwarten. Eine schnelle Reaktion war überlebenswichtig.
Gleichwohl ist das Musterdenken fehleranfällig. Das Gehirn will Zusammenhänge erkennen, auch wenn es keine gibt. Vielleicht hatten Sie einmal einen rot-blonden Kollegen, der häufig erkältet war. Gut möglich, dass Ihr Gehirn den Schluss gezogen hat, dass rot-blonde Menschen generell infektanfällig sind – was natürlich nicht stimmt. Zu allem Überfluss hält das Gehirn an solchen Überzeugungen hartnäckig fest.
Weshalb Manager besonders vorurteilsbehaftet entscheiden
Menschen neigen demnach generell zu Vorurteilen. Für Manager gilt dies jedoch ganz besonders und zwar deshalb, weil sie sich in einer speziellen Arbeitssituation befinden.
Einfluss und Status sind mit einer Vorgesetzten-Funktion untrennbar verbunden. Die so empfundene übergeordnete Position verführt dazu, Nachgeordnete eventuell weniger genau zu betrachten - diese sind ja weniger gefährlich. Die Einschätzung ist nicht besonders schmeichelhaft, aber menschlich. Haben Sie ein Auge darauf! Der Zeitdruck tut ein Übriges: In Stresssituationen greifen Menschen auf gut gelernte und eingefahrene Verhaltensmuster zurück. Manager müssen aus vielen Gründen einen bewussten Umgang mit Macht, Status und ihrer Arbeitsbelastung finden. Das Vorhandensein von unbewussten Stereotypen und Vorurteilen ist einer dieser Gründe.
Weshalb Vorurteile die Leistungsfähigkeit des Teams schwächen
In unserer VUCA-Welt sind Unternehmen darauf angewiesen, schneller, dynamischer und innovativer zu agieren – sofern sie Marktführer werden und bleiben wollen. Zur Erinnerung: VUCA-Welt = Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity braucht VUCA-Leadership = Vision, Understanding, Clarity, Agility.
Sind Manager also in unserer VUCA-Welt mit unbewussten Stereotypen oder Vorurteilen behaftet, verschließen sie sich unbewusst den neuen Ideen ihrer Mitarbeiter. Auf die Art versäumen sie es, neuartige Produkte und Services zu kreieren, ihre Kunden zu überraschen und für ihr Unternehmen einzunehmen.
Vorurteile wirken zugleich auf die Teamleistung: Wenn Manager ihren Mitarbeitern unbewusst unterstellen, unbegabt und faul zu sein, bekommen sie das, was sie fürchten: Eine negativ-Spirale beginnt, die täglichen unbewussten kleinen Nadelstiche und Abwertungen entmutigen und führen auf Dauer zu verminderten Leistungen der Mitarbeiter.
Auslöser für solche Vorurteile können Kleinigkeiten sein: Die Hautfarbe, Haarfarbe oder Geschwindigkeit der Bewegung können ausreichen, um eine abwertende Assoziationskette in Gang zu setzen. Machen Sie sich das bewusst!
Wie sich unbewusste Stereotype & Vorurteile entkräften lassen
Vorurteile sind tief in das Bewusstsein eines jeden von uns eingewoben. Pauschal abstellen lassen sie sich nicht. Vielmehr kann sich jeder von uns immer nur ein Vorurteil oder stereotypes Denkmuster zur Zeit vornehmen und bearbeiten.
Wichtig ist, ein Bewusstsein über das Vorhandensein der unbewussten Stereotype -der unsconscious bias - zu entwickeln und über Schutzmechanismen nachzudenken: Zum Beispiel sollten sich Führungskräfte mehr Informationen zu einer Person einholen oder bewusst den Kontakt zu einer Gruppe suchen, die sie eigentlich ablehnen. Bei Personalentscheidungen können Manager zum Beispiel mehrere Meinungen einholen, anonymisierte Bewerbungsverfahren einführen, objektive Bewertungskriterien festlegen, oder – sehr agil – das Auswahlverfahren unter Beteiligung des Teams führen und das Team (mit-)entscheiden lassen!
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Quelle: Sylvia Jumpertz, Dämliche Denkmuster. Stereotype im Management. managerSeminare 225, 12/2016, Seiten 50 - 59